Zu Fuß von Seiffen nach Leipzig: Beginn einer Reise

„In einer Welt, die süchtig nach Geschwindigkeit ist, ist Langsamkeit eine Superkraft.“
Carl Honoré, kanadischer Journalist 
Naja, als Superheldin sehe ich mich jetzt nicht gerade, wenn ich mich mit meinem Rucksack zu Fuß nach Leipzig aufmache – auch Johann Friedrich Hiemann hat sich 1699 sicherlich nicht als einer gefühlt. Wenn er gewusst hätte, dass seine Geschichte auch 325 Jahre später noch erzählt werden würde und er mit seiner Reise in Seiffen praktisch zur Legende geworden ist, hätte er vielleicht ungläubig den Kopf geschüttelt. 
Die Seiffener Bergleute hatten angefangen, Gebrauchsgegenstände aus Holz zu drechseln, da sie mit den schwindenden Erträgen des Bergbaus ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten konnten. Aber die Möglichkeiten, ihre Ware an den Markt zu bringen, waren begrenzt. Hiemann, ein findiger Seiffener Kaufmann, machte sich auf den Weg zur Leipziger Messe, um dort neben seiner eigentlichen Handelsware – wahrscheinlich Textilien – auch Holzwaren anzubieten. 
Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute reicht und die unser 700-jähriges Spielzeugdorf weltweit berühmt gemacht hat. Heute sind es kunstvoll gedrechselte, geschnitzte und bemalte Figuren, Schwibbögen und Weihnachtspyramiden, die unter anderem über die Messe Leipzig ihren Weg in alle Welt finden. Heute bestellt ihr sie in Online-Shops und bekommt sie kurze Zeit später nach Hause geliefert – Johann Friedrich Hiemann lief mehrere Tage lang mit einem schwer beladenen Holzkarren in die sächsische Messestadt. 
Den Holzkarren tausche ich – der Ungeübtheit halber – gegen einen Tourenrucksack ein, statt Gehrock und Kniebundhose trage ich Wanderkleidung. Aber ich bekomme einen kleinen Eindruck davon, was Händler in vergangenen Zeiten auf sich nahmen, um ihr Geschäft – wortwörtlich – am Laufen zu halten. Und ich erlebe Langsamkeit in einer Zeit, in der alles immer schneller gehen muss.
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Wer bin ich? 
Ich bin Johanna, seit 2008 Grafikerin bei Dregeno, Naturfreundin und begeisterte Wanderin. Mehrtagestouren sind allerdings Neuland für mich – die rund 150 Kilometer werden sicherlich eine Herausforderung. Wünscht mir Glück und gutes Wetter!